Orthomolekulare Medizin

Die orthomolekulare Medizin richtet ihr Augenmerk sowohl auf die Behandlung von Krankheiten als auch auf die Erhaltung der Gesundheit mit der jeweils passenden Dosis der einzelnen Nährstoffe. Sie hat damit auch eine präventive Ausrichtung. Eine Grundannahme besteht darin, dass Menschen die täglich benötigten Vitalstoffe meist nicht vollumfänglich in ausreichender Menge aufnehmen. Zudem kann der Bedarf bei bestimmten Erkrankungen so erhöht sein, dass er auch nicht allein mit einer gesunden Ernährung zu decken ist. Zu diesen Nährstoffen, die in der orthomolekularen Medizin zum Einsatz kommen, zählen sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe wie:

  • Vitamine
  • Mineralstoffe, Spurenelemente
  • essenzielle Fettsäuren
  • Aminosäuren
  • Enzyme

In manchen Fällen ist nicht nur die richtige Menge, sondern auch das richtige Verhältnis einzelner Komponenten zueinander wichtig. Als wesentlich wird angesehen, dass nur solche Stoffe medizinisch verwendet werden, die in derselben chemischen Form auch physiologisch im Körper vorhanden sind bzw. vom Körper ohne weiteres in die biologisch aktiven Formen umgewandelt werden können.

Bei den Vitaminen handelt es sich um chemische Moleküle, die strukturell völlig unterschiedlich sind. Ihre einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie lebenswichtige Stoffe sind, die der Körper zwingend für seine Arbeit benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. Sie müssen also mit der Nahrung zugeführt werden. Schaut man sich das Vitamin D an, so stimmt diese Definition allerdings nicht, weil unser Körper dieses Vitamin auch selbst herstellen kann – vorausgesetzt er bekommt ausreichend viel Sonne.

Ein Nährstoffdefizit kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Nicht alle Nährstoffe, die wir mit der Nahrung aufnehmen, können z.B. tatsächlich so ins Blut abgegeben werden, dass sie den Zellen zur Verfügung stehen. Der Darm kann eine große Resorptionsbarriere von Nährstoffen darstellen: Wenn die Verdauung nicht einwandfrei funktioniert, werden die Vitalstoffe nicht richtig verwertet.
Ursachen für solche Resorptionsstörungen können sein:

  • Entzündungen der Magen- oder Darmschleimhäute
  • Mangel an Verdauungssäften
  • Dysbiose

Unter Dysbiose versteht man eine Fehlbesiedlung des Darmes mit Bakterien. Dadurch wurde die Bakterienflora, die wir brauchen, um unserer Nahrung richtig aufzuschließen, zumindest teilweise verdrängt.
Neben einer Dysbiose gibt es viele weitere mögliche Gründe für ein Nährstoffdefizit:

  • Der Vitamin-Gehalt vieler Nahrungsmittel nimmt ab durch Lagerung, Zubereitung, Züchtungen
  • Zuviel Alkohol und manche Medikamente können einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen bewirken
  • Koffein löst häufig ein Ungleichgewicht im Nährstoffhaushalt aus, da es die Ausscheidung von wichtigen Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium erhöht
  • Durch den Tabakrauch kann es bei Zigarettenkonsum zu einem Mangel an Vitamin C und Zink kommen
  • Während einer Schwangerschaft, in der Stillzeit oder auch in Wachstumsphasen besteht ein erhöhter Nährstoffbedarf

Ein gesteigerter Bedarf besteht auch bei vielen Erkrankungen, bei starken physischen oder psychischen Belastungen. Auch Stress und Sport verändern den Bedarf so, dass Mangelerscheinungen auftreten können.

Stehen dem Körper die benötigten Nährstoffe nicht ausreichend zur Verfügung, gerät er in ein biochemisches Ungleichgewicht. Dies kann verschiedene Folgen für den Organismus haben. Insbesondere Vitaminmangel und das Fehlen bestimmter Mineralien und Spurenelemente wie Magnesium, Kalium und Eisen können unspezifische Symptome auslösen, da diese Substanzen essenziell für den Stoffwechsel, das Wachstum der Zellen und die Abwehrkräfte sind. Typische Anzeichen sind erhöhte Infektanfälligkeit und ein Mangel an Energie.

Die orthomolekularen Stoffe können auf unterschiedliche Weise zugeführt werden. Es gibt verschiedene Arzneimittel, die meist in Form von Kapseln oder Tabletten eingenommen werden können. Besonders effektiv ist der Weg über Injektionen bzw. Infusionen von orthomolekularen Substanzen. Der Vorteil von Injektionen bzw. Infusionen ist, dass die Resorptionsbarriere Darm umgangen werden kann. Dadurch können auch viel höhere Blutspiegel erreicht werden als bei der Einnahme über den Verdauungstrakt. Inzwischen gibt es auch eine Vielzahl an Nahrungsergänzungsmitteln, die verschiedene orthomolekulare Substanzen in meist fixen Kombinationen enthalten.
Nahrungsergänzungsmittel sind meist so konzipiert, dass sie für den eigenverantwortlichen Gebrauch geeignet sind. Ergänzende Präparate können dann genutzt werden, wenn aufgrund einer besonderen Situation ein erhöhter Nährstoffbedarf besteht.

Die Therapie mit Arzneimitteln als Injektionen oder Infusionen mit orthomolekularen Substanzen erfolgt meist über einen festgelegten Zeitraum, wenn ein Nährstoffmangel nachgewiesen oder aufgrund einer Krankheit wahrscheinlich ist. Dabei werden teilweise auch sehr hohe Dosierungen an Nährstoffen verabreicht. Der Therapeut verfolgt damit das Ziel, sehr hohe Blutspiegel der jeweiligen Substanzen aufzubauen, damit die Wirkstoffe auch wirklich bis in die Bedarfszonen im Körper vordringen können.
Die orthomolekulare Medizin kann bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden. Sie kommt sowohl präventiv als auch unterstützend bei chronischen und akuten Krankheitsbildern zum Einsatz.
Dazu gehören beispielsweise:

  • erhöhter Bedarf an Nährstoffen (zum Beispiel durch Schwangerschaft)
  • allgemeines Nährstoffdefizit
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Infektionen (zum Beispiel grippale Infekte)
  • Arteriosklerose (Verengung der Arterien durch Ablagerungen)
  • Rheuma
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Hauterkrankungen
  • Erkrankungen des Verdauungssystems
  • Stärkung des Immunsystems
  • Schwermetallbelastungen